KÜNSTLER IN UND AUS NEUMARKT

Im 17. und 18. Jahrhundert gab es in Neumarkt eine äußerst potente Künstlerwerkstatt.
Eine Gruppe überaus begabter Künstler erhielt ihre Ausbildung bei den bedeutendsten Malern und Bildhauern des alpenländischen Barocks.
Als Mitglieder dieser Neumarktner Künstlergilde sind im „Neumarktner Heimatbuch“ von Jakob Vogel nicht weniger als 38 Künstler und Kunsthandwerker angeführt.
Die größte Bedeutung erlangten zweifellos die Maler Josef Andrä Eisl, Benedikt Werkstätter und Mathias Wichlhamer sowieso die Bildhauer Sebastian Eberl und Paul Mödlhammer.
Und auch der in Straßwalchen niedergelassene Meinrad Guggenbichler, den der Neumarktner Maler Mathias Wichlhamer als Bildhauergesellen in seiner Werkstatt aufgenommen hatte, ist, wenn auch nur für ein paar Jahre, zu diesem Kreis zu zählen. Nach dieser Blütezeit der Malerei und Bildhauerei kann Neumarkt am Wallersee auch heute wieder auf ein reiches, vielfältiges künstlerisches Schaffen verweisen.
Selbstverständlich ist es in der folgenden Auflistung nicht möglich, alle, die künstlerisch tätig sind, anzuführen, und die Persönlichkeiten, die mit Kunstwerken zur Position Neumarkts als Künstlerstädtchen beitragen, werden bei Gelegenheit eine entsprechende Würdigung erfahren. Diesmal gilt es, die wichtigsten der bereits verstorbenen Künstler vorzustellen und in Erinnerung zu rufen.
Ebenso beschränkt sich die Auflistung auf den Bereich der bildenden Kunst, obwohl gegenwärtig auch erfreulicherweise viele Aktivitäten auf dem musikalischen Sektor festzustellen sind.

Sebastian Eberl
(1710, Neumarkt a.W. -1770, Neumarkt a.W.)

Als Altgeselle und Nachfolger Paul Mödlhammers übernahm er dessen Bildhauwerkstatt und erreichte ein hohes Ansehen. Er war in Neumarkt auch politisch tätig, als Mitglied des Bürger- Ausschusses, als Unter- und als Oberkämmerer.
Künstlerisch war er überaus produktiv, und die Österreichische Kunsttopographie bezeichnet seine Werke durchaus als sehr gute Arbeiten.
Er schuf Statuen (St. Christoph und St. Josef) in Strobl und die Kanzel in Faistenau.
Eberls umfangreichste Arbeit ist aber die kostbare Rokokoausstattung (Hochaltar, Seitenaltäre, Kanzel, Kreuzigungsgruppe und zahlreiche Statuen) der Dekanatspfarrkirche und der Pfarrhofkapelle in Thalgau.

Josef Andrä Eisl
(1684, Mondsee – 1754, Neumarkt a.W.)

Eisl war ein bedeutender Maler, aber auch ein tüchtiger Geschäftsmann.
Er führte die Werkstatt Mathias Wichlhamers weiter und übernahm wiederholt größere Aufträge für Kircheneinrichtungen, zu deren Ausführung er die Bildhauer Paul  Mödlhammer und Sebastian Eber heranzog.
Er schuf die Hochaltarbilder für St. Johannisberg bei Löstendorf, Faistenau, Koppl, Mauterndorf, Muhe, Bad Hofgastein, St. Martin und St. Michael.
Außerdem war er als Fassmaler und Vergolder tätig.

Anton Enzinger
(1683, Neumarkt a.W. ? – 1768, Salzburg)

Anton Enzinger war ab 1746 in Salzburgischen Hofdiensten als erzbischöflicher Kammerportier und war ein berühmter Maler, dessen Gemälde in den Salzburger
Herrschaftswohnungen sehr beliebt waren.
Seine Spezialität waren kleinformatige Tierbilder. Mehrere Bilder malte er für das Schloss Sighartstein und für das Schloss Pfongau.

Jakob Gerold
(1602, Salzburg – 1680 ?, Salzburg)

Er trat schon als Vierzehnjähriger in die Werkstatt des Bildhauers Hans Waldburg ein.
Zwischen 1628 und 1641 hielt er sich in Prag auf.
Nach Salzburg zurückgekehrt, nahm er hier die wichtigste Stelle als Holzbildhauer ein. In Neumarkt trifft man gleich auf zwei große Arbeiten dieses Künstlers: in Neufahrn und in Sommerholz.
Der frühbarocke Hochaltar der Neumarkter Filialkirche St. Magdalena in Neufahrn ist ein wertvolles Werk Jakob Gerolds aus dem Jahr 1645.
Als sein Hauptwerk ist der Hochaltar von St. Leonhard bei Tamsweg zu nennen (1661).
1674 war Jakob Gerold auch am Hochaltar der Wallfahrtskirche Maria Plain beteiligt.
Den Hochaltar für die Sommerholzer Kirche, ein Spätwerk Gerolds, schuf er im Jahr 1675.

Meinrad Guggenbichler
(1649, Einsiedeln / Schweiz – 1723, Mondsee)

Die Kunstgeschichte bezeichnet Guggenbichler als den größten alpenländischen Barockbildhauer. Vor 325 Jahren begann in Neumarkt am Wallersee seine großartige Laufbahn, als er 1675 in die Werkstatt des Malers Mathias Wichlhamer eintrat.
In den vier Neumarkter Jahren entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit zwischen Guggenbichler und Wichlhamer, die sich auch nach 1679 fortsetzte,
denn Wichlhamer wurde bei zahlreichen Guggenbichler-Altären als Fassmaler herangezogen, nachdem der Meister der Altarkunst seine große Bildhauwerkstatt in
Mondsee gegründet hatte.
Meinrad Guggenbichler, der das Holz belebte wie Lorenzo Bernini den Stein, schuf zahlreiche Meisterwerke, die heute zu den großen Kostbarkeiten der österreichischen Knst gehören.
Guggenbichler verband in Typus, Form und Farbe seiner lebhaften, reich bewegten Figuren die Tradition der gotischen Schnitzkunst mit mannigfachen Anregungen des italienischen Hochbarocks. Seine Altäresind mit beseelten Figuren ausgestattet und bilden seinen Höhepunkt der barocken Schnitzkunst.
Die wichtigsten Werke Guggenbichlers befinden sich in einem eng begrenzten geografischen Gebiet und prägen die Barockkunst des nördlichen Flachgaues, des angrenzenden Innviertels und des oberösterreichischen Salzkammergutes.
Seine Hauptwerke sind in Mondsee.
St. Wolfgang, Irrsdorf und Lochen zu finden, aber auch Oberhofen, Straßwalchen, Schleedorf, Mattsee, Michaelbeuern, Munderfing, Kirchberg bei Eugendorf und andere Orte können auf Guggenbichler-Werke stolz sein.
Auch in der Salzburger Kollegienkirche befinden sich eindrucksvolle Guggenbichler-Figuren.
Und in Neumarkt?
In der Stadtpfarrkirche steht die überaus qualitätsvolle Figur des Schmerzensmannes, von der man bisher nicht genau wusste, wann und von wem sie geschaffen wurde.
Der Kunsthistorikerin Brigitte Heinze gelang es nun, diese Frage zu beantworten; sie bestimmte nach gründlichen Forschungen diese Statue des Leidenden Christus als Originalwerk Meinrad Guggenbichlers. (um 1703)

Anton Paul Heilmann
(1850, Neumarkt a.W. – 1912, Mödling)

Er besuchte die Wiener Akademie und arbeitete als Hoftheatermaler und als Dekorationsmaler für verschiedene Ausstellungen.
In seinen meisterhaften Aquarellen widmet sich Heilmann vor allem der Hochgebirgswelt.
Das von ihm herausgegebene Periodikum „Heilmanns alpine Zeichenstudien“ fand große Anerkennung.

Josef Jaus
(1833, Salzburg – 1864, Salzburg)

Der Salzburger Historienmaler ist bereits mit 31 Jahren verstorben.
Werke von Jaus findet man u. a. in Siezendem (Auferstehung Christi), in Unternberg im Lungau (Maria Plainer Madonna), in Werfen (Herz Mariä) und in der Salzburger Bürgerspitalskirche (hl. Blasius).
1863 malte er das Bild des heiligen Vinzenz, des Patrons der Holzarbeiter, für die Filialkirche in Neufahrn.

Raimund Jeblinger
(1852, Peterskirchen/OÖ. – 1937 ST, Peter am Hart)

Er studierte an der Technischen Hochschule in München und wurde Architekt.
Außer der Pfarrkirche zum heiligen Nikolaus in Neumarkt die er nach dem Brand 1887/88 auf den alten Grundmauern wiedererrichtete, erbaute er die Freinbergkirche und die Herz – jesu – Kirche in Linz. Von 1901 bis 1924 war Jeblinger Dombaumeister in Freiburg im Breisgau.

Josef Kepplinger
(1849, St. Peter am Wimberg / OÖ – 1898, Ottensheim)

Er richtete in Ottensheim an der Donau einen Altarbaubetrieb ein, der bis zu 45 Betriebsangehörige beschäftigte.
Mehr als hundert Altäre wurden in seinem Atelier geschaffen und teilweise bis nach Böhmen und Schlesien geliefert.
Neo- Renaissance- Stil mit qualitätsvollen historisierenden Plastiken (1888).

Hans Mairhofer – Irrsee
(1914, Zell am Moos – 1998, Zell am Moos)

Seine großartigen Holzskulpturen sind durch einen stark verinnerlichten rustikalen Expressionismus gekennzeichnet.
Gerne bediente er sich bei seinen Bildhauerarbeiten nur der Hacke.
Er war auch Heimatforscher und gründete das originelle Volkskundemuseum „Irrseer Heimathaus“.
Im Jahr 1959 schnitzte der Künstler aus Zell am Moos für die Pfarrkirche Neumarkt eine lebensgroße St. Leonard – Statue aus Lindenholz, eine ausdrucksstarke Konsolfigur.
Der heilige Leonhard wird als Viehpatron verehrt.
Außerdem stammt von Hans Mairhofer – Irrsee das Kruzifix in der Priester-Grabstelle des Neumarktner Friedhofs.

Franz Kulstrunk
(1861, Radstadt – 1944, Salzburg)

Der bedeutende Salzburger Kunsterzieher war Zeichner und Maler.
Die Salzburger Künstlerschaft wählte ihn zu ihrem Vertreter.
Als Professor an der Salzburger Lehrerbildungsanstalt prägte er zahlreiche Lehrerpersönlichkeiten in ihrer Einstellung zur Kunst und zum bildnerischen Gestalten.
Er malte Gebirgslandschaften, Postkartenmotive und Trachtensturen.
Sein Hauptwerk ist das Kolossalgemälde „Ansicht der Stadt Salzburg“ (1916) im Salzburger Rathaus.
Von ihm gibt es auch eine wertvolle Gouache, mit der er den Markt Neumarkt a. W. aus der Vogelperspektive darstellte.

Veit Mödlhammer
(1686, Neumarkt a.W. – 1740, Neumarkt a.W)

Er war Kunsttischler an der Wallbachstraße; das Objekt trug den Hausnamen „Tischler-Veitl-Haus in der Kirchleiten“.
Er arbeitete mehrfach mit seinem Bruder Paul Mödlhammer zusammen, war aber auch selbst künstlerisch tätig.
Unter anderem stammen der Hochaltar in Waldprechting bei Seekirchen, der Seitenaltar in Neufahrn sowie die Kanzeln in Tödtleinsdorf bei Köstendorf und in Sommerholz von Veit Mödlhammer.

Lydia Roppolt
(1924, Moskau – 1995, Wien)

Die in Moskau geborene Künstlerin studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Sie lebte und arbeitete in Wien und in Oberwang/OÖ.
Sie schuf monumentale Fresken, Ölbilder, Skulpturen und Mosaike; Schwerpunkte ihres hervorragenden künstlerischen Wirkens waren aber ihre einzigartigen Glasfensterschöpfungen für sakrale Räume, mit denen sie besondere Anerkennung erfuhr.
Nahezu dreißig Kirchen in Österreich, in Italien, in der Schweiz, in Israel und in Kanada stattete sie mit Fenstern aus, die eine leuchtende Farbigkeit und unvergleichliche Ausdruckskraft besitzen.
In Neumarkt am Wallersee schuf sie im Jahr 1990 die Kirchenfenster für die 1960 erbaute evangelische Rupertuskirche.

Karl Scheiblbrandner
(1882, Radstadt – 1954, Salzburg)

Scheiblbrandner war Fachlehrer an der Gewerbeschule und Bürgerschuldirektor in Innsbruck.
Er lebte in Innsbruck, in Salzburg und in Altenmarkt im Pongau, und er unternahm viele Reisen, deren Eindrücke er in Aquarellen festhielt.
Karl Scheiblbrandner machte sich vor allem als Landschaftsmaler einen Namen.
Das Museum in der Fronfeste besitzt ein schönes Bild mit einer idealisierten Ansicht von Neumarkt am Wallersee.

Johann Scheidl
(ca. 1820 – 1890, Salzburg)

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Johann Scheidl ein wichtiger Salzburger Bildhauer. Er ist der Schöpfer neugotischer Altäre, zum Beispiel in Pfarrwerfen, Kuchl, Hallwag und Wals; hochwertige Schnitzarbeiten fertigte er für Maria Kirchenthal, Mauterndorf, Piesendorf, Saalfelden und Schwarzach an; und er schuf auch die neogotische Ausstattung der Filialkirche Pfongau mit der Figur des Kirchenpatrons, des heiligen Martin.

Santino Solari
(1576, Verna bei Como / Italien – 1646, Salzburg)

Der große italienische Architekt schuf in den Jahren 1614-1628 den Dom zu Salzburg.
In den 34 Jahren, in denen er in Salzburg tätig war, bewältigte er ein ungeheures Baupensum.
Das gesamte Bauwesen des Erzstifts Salzburg unterstand ihm. Er hatte umfassende Aufgaben zur Gestaltung der Stadt zu erfüllen und erbaute unter anderem das Schloss Hellbrunn, das Loretokloster und die alte Salzburger Universität.
Auch die Befestigungsanlage der Stadt Salzburg wurde von Solari angelegt.
Santino Solari ist der Schöpfer des frühbarocken Salzburger Stadtbildes in seiner außergewöhnlichen Schönheit.
In Neumarkt leitete der Salzburger Hofbaumeister 1627 den Ausbau der Schanze und die Errichtung des Torgebäudes am Kirchbichl, des Schanzhäusls (1639).

Sebastian Stumpfegger
(1670, Salzburg – 1749, Salzburg)

Nach seiner Lehrzeit bei der Hofbaumeisterei war er sechs Jahre lang unterwegs, unter anderem sogar in Italien, Böhmen, Preußen, Holland, Dänemark und Schweden.
Der Salzburger Hofbaumeister stellte auf dem Gebiet der Architektur den nahtlosen Übergang von der Phase des großen Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach zur zweiten Phase des Salzburger Spätbarocks her. Erzbischof Franz Anton Graf Harrsch (1709-1727) war zwar nicht so baufreudig wie sein Vorgänger Johann Ernst Graf Thun, auf dem Land wurden aber doch etliche Kirchenbauten ausgeführt, die Sebastian Strumpfegger zum Urheber haben:
Tittmoning (1717), Saalbach (1718), Aufhausen bei Piesendorf (1723) und schließlich Neumarkt. Die Vikariatskirche zum hl. Nikolaus in Neumarkt mit dem steinwichtigen Barockturm, der damals eine Zwiebelbekrönung trug, wurde von Sebastian Strumpfegger in den Jahren 1725 bis 1728 erbaut.

Hans Waldburger
(1570, Innsbruck – 1630, Salzburg)

Er gilt als der bedeutendste Salzburger Bildhauer der ersten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts.
Sein Hauptwerk ist der mächtige, 18 Meter hohe Hochaltar der Pfarrkirche Mondsee.
Im Mittelfeld dieses im Jahr 1626 geschaffenen Altars ist die Krönung Mariens durch die Allerheiligste Dreifaltigkeit dargestellt.
Dieses Motiv trägt auch ein frühbarockes Meisterwerk in Neumarkt, das von Hans Waldburger angefertigte Schnitzrelief „Mariä Krönung“ in der Filialkirche zum heiligen Martin in Pfongau.

Benedikt Werkstätter
(1708, Neumarkt a.W. – 1772, Salzburg)

Der berühmte Neumarkter Künstler, hochfürstlicher Hofmaler, schuf 1757 für die Fürstenzimmer in der Salinenverwaltung in Hallein einen einzigartigen Gemäldezyklus mit 72 Darstellungen aus dem Salzabbau und dem Salinenbetrieb sowie ein Portrait des Auftraggebers, des Erzbischofs Sigismund Graf Schrattenbach.
Wertvolle Bilder malte er für Salzburger Kirchen: das Hochaltarblatt St.Sigismund in der Pfarrkirche Strobl und die Altarbilder der Pfarrkirche Thalgau.
Von Benedikt Werkstätter besitzt die Stadtgemeinde Neumarkt am Wallersee seit 1985 ein großartiges Werk, das Bild „Die sieben Zufluchten“
in der Friedhofskapelle. Das 1770 entstandene Gemälde mit einem prächtigen, mit Rokoko-Ornamenten verzierten Rahmen zeigt ein interessantes Thema, das einen engen Bezug zur Aufbahrungskapelle nimmt.
Dass dieses kostbare Bild für Neumarkt erworben werden konnte, als einziges Werk des großen Neumarkter Künstlers in seiner Heimatgemeinde, zählt zu den herausragenden kulturellen Taten der Gemeinde.

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